Brutvogelatlas

Projekt Brutvogelatlas, Stadt Emden

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Pressebericht

Ostfriesenzeitung

Emden hat fast so viele Vögel wie Bewohner

24.11.2007

Der Experte registrierte 25 000 Paare und 107 Arten. Sie werden anschaulich dargestellt.

Emden – Man sagt ihm nach, sogar die „Schwalben“ im Stadion von Kickers Emden zu zählen. Tatsächlich ist Klaus Rettig Stammgast bei den Heimspielen des Fußball-Regionalligisten. Doch sein eigentliches Revier ist die Natur. Niemand kennt sich in der Emder Vogelwelt so gut aus wie er. Den endgültigen Beweis dafür liefert der 71-Jährige mit dem jetzt erschienenen ersten Brutvogelatlas für die Stadt Emden. Es ist so etwas wie die Krönung seines jahrzehntelangen, ehrenamtlichen Engagements für den Naturschutz.

Das Werk ist der erste Brutvogelatlas in Ostfriesland und einer von wenigen dieser Art in Niedersachsen. Auf sehr anschauliche Weise vermittelt er einen Überblick über das Vorkommen von zurzeit 107 Brutvogelarten in Emden. Jede einzelne Art wird auf einer Doppelseite mit brillanten Bildern und prägnanten Texten beschrieben und in Verbreitungskarten dokumentiert.brutvogelatlas_rettich

Die Initiative für den Atlas ging vom Fachdienst Umwelt der Stadt Emden aus, dessen Mitarbeiter Thomas Wegmann und Astrid Heißenbüttel-Brinkmann Rettig zu dieser Fleißarbeit ermunterten. Der Vogelkundler begann im Sommer 2006 mit der Erfassung der Vogelbestände. Allein 800 Stunden war er nach eigenen Angaben mit dem Fahrrad und zu Fuß im Gelände unterwegs, zählte Vögel, die er sah und hörte, registrierte Nester und führte Strichlisten. Noch einmal genauso viel Zeit benötigte er für die Aufarbeitung der gesammelten Daten. Rettig bevorzugt die so genannte Ganzflächen-Erfassungsmethode, die nicht auf der Hochrechnung einzelner Zählungen, sondern auf tatsächlich registrierte Daten beruft. „Eine 100-prozentige Genauigkeit gibt es nicht, aber ich habe mir Mühe gegeben, es so gewissenhaft wie irgendwie möglich zu machen“, sagte der Vogelkundler.

Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend: Nach den Erhebungen hat Emden nämlich fast genauso viele Vögel wie Einwohner, also rund 50 000. Und die Rückgänge seien nicht so dramatisch, wie von vielen behauptet werde. Im Gegenteil: „Insgesamt ergibt sich ein positives Bild“, so Rettig. Bei zwei Drittel der Vogelarten stellte er eine Zunahme gegenüber 1991 fest. So gebe es heute in Emden allein 400 Brutpaare des Blaukehlchens, das vor wenigen Jahrzehnten noch vom Aussterben bedroht gewesen sei.

Oberbürgermeister Alwin Brinkmann würdigte das Lebenswerk Rettigs und bezeichnete den Brutvogelatlas als „eines der schönsten Bücher“, die er bislang vorgestellt habe.

Heute zählt Klaus Rettig erst einmal wieder „Schwalben“ : im Stadion von Kickers Emden.